Wie wirklich ist die Wirklichkeit?

Hast du dich das schon mal fragen lassen?

ali

Wirklichkeit und Wagnis

Über Jahrhunderte sind intelligente Versuche unternommen worden, die Aussage „Es gibt einen Gott“ zu beweisen. Diese sogenannten Gottesbeweise sind aber logisch nicht haltbar. Schon Kant hat darauf hingewiesen, dass Existenz kein logisches Merkmal ist. Auch meine Existenz ist logisch nicht zu beweisen. Wenn ich aber dem Zweifler eine Ohrfeige gebe, weiß er auch ohne Logik, dass ich da bin.
Umgekehrt gibt es auch keinen Beweis für die Nicht-Existenz Gottes. Darum kann man zwei Arten von Gläubigen erkennen: Theisten und Atheisten. Die Nicht-Beweisbarkeit Gottes braucht uns nicht zu schockieren. Da ist zunächst der Unvollständigkeitssatz, den der Mathematiker Gödel 1931 fand: „Nicht jede wahre Aussage ist beweisbar.“ Wohlgemerkt, es geht hier um objektive Beweisbarkeit. Der Philosoph Jaspers geht noch einen Schritt weiter, wenn er sagt, dass ein bewiesener Gott kein Gott sein könne. Und dann ist die Bibel da, die uns sagt: „Du wirst Gott finden, wenn du von ganzem Herzen und von ganzer Seele nach ihm fragst“ (5. Mose 4, 29). Gott in Seiner Größe lehnt es ab, sich passiv auf logischem oder experimentellem Wege beweisen zu lassen. Er erbringt selbst den Beweis, indem Er sich aktiv in die Bewährung eines Lebens einbringt. Das meinte Jesus, als Er sagte: „Wer Gottes Willen tut, wird erfahren, ob meine Lehre von Gott ist“ (Johannes 7, 17).
Nur durch ein Wagnis ist es möglich, die Wirklichkeit zu erfahren. Die Tragfähigkeit des Wassers erfahren wir durch das Wagnis des Schwimmens. Auch kann keine noch so ausführliche Beschreibung der Ehe die erfahrbare Wirklichkeit ersetzen.

Wie wirklich ist die Wirklichkeit?

Wir freuen uns über den Farben- und Formenreichtum der Natur und lauschen gern dem Gesang der Vögel. Aber diese Welt existiert nur auf unserer Großhirnrinde. Die objektive Welt besteht lediglich aus Schwingungen und Wellen. Rot und Grün unterscheiden sich nur durch eine Frequenz, die Farbe ist also ein subjektives Produkt unseres Gehirns. Ähnlich ist es mit Tönen und Gegenständen. Und wenn wir die Zeit anschauen: Wir leben weder in der Vergangenheit noch in der Zukunft, sondern in der Gegenwart, und diese ist lediglich ein Zeitpunkt ohne Dauer. Unser Bewusstsein ist das entscheidende Merkmal unserer Existenz.
Descartes meditierte: „Ich denke, also bin ich.“ Unser Bewusstsein soll sich als Schöpfung Gottes begreifen. Dazu heißt es in der Schrift: „Und Gott schuf den Menschen nach Seinem Bilde“ (1. Mose 1, 27).

Angst vor der Wahrheit

Die Wahrheit fristet ein kümmerliches Dasein in unserer Welt. Pilatus fragte Jesus: „Was ist Wahrheit“ (Johannes 18, 38)? Eine Antwort war ihm nicht wichtig. Heute fragt man: „Was ist nützlich?“ oder: „Was ist zeitgemäß?“ Letztlich ist es die Angst, sich der ganzen Wirklichkeit stellen zu müssen. Hierzu gehört unser Tod, die Frage nach unserer Schuld und dem Sinn des Lebens.
Die Aufklärung hat dem Intellektuellen ein interessantes Argument gegeben: Das Streben nach Wahrheit ist besser als das Schauen der Wahrheit. Wie töricht dies ist, wird an einer entsprechenden Aussage deutlich: Das Behandeln einer Krankheit ist besser als die Gesundheit.

Trennung von der Wahrheit

Wer nicht an Gott glaubt, heißt Atheist; wer an Ihn glaubt, heißt entsprechend Theist. Ein Atheist und ein Theist können auf vielen Gebieten einer Meinung sein. Machen beide Politik, können sich beide einsetzen für den Bau von Krankenhäusern, Schulen und Straßen. Die Unterschiede beginnen, wenn es um Prioritäten geht. Für den Atheisten sind Partei und Gewerkschaft wichtiger als der einzelne Mensch. Für ihn überdauern soziale Strukturen ein Menschenleben. Ein Christ dagegen wird erst den einzelnen Menschen sehen, denn seine unsterbliche Seele überdauert alle sozialen Strukturen.
Nur einer kann recht haben. Wenn es der Christ ist, lebt er in Übereinstimmung mit der Wirklichkeit. Der andere ist wie jemand, der die Gebrauchsanweisung für ein Gerät nicht zur Kenntnis nimmt. (Man nennt das Selbstverwirklichung.) Früher oder später wird er das Gerät dadurch zerstören. Dabei ist er sich nicht der Konsequenz bewusst, denn er selbst ist das „Gerät“.
Er wird an der Wirklichkeit zerbrechen und seine Umwelt ruinieren.
Es genüge – so wird gesagt –, ein guter Mensch zu sein. Das Bemühen soll genügen. Stellen wir uns einen Trompeter in einem Sinfonieorchester vor. Er weiß nicht, dass der erste Satz von Beethovens Fünfter Sinfonie gespielt wird. Und an der Stelle, wo er das Schicksalsmotiv spielen soll, bläst er „Ach, du lieber Augustin“. Er kann beteuern, das Beste gewollt zu haben, und sein Lied kann durchaus richtig gewesen sein, aber weil es nicht in die gegebene Wirklichkeit gepasst hat, ist diese zerstört worden. Von diesem wohlmeinenden Musiker wird sich das Orchester wohl trennen.

Flucht und Umkehr

Von der Angst ist schon gesprochen worden. Bedenken wir, dass daraus oft eine Flucht wird. Es kann die Flucht in eine trügerische, selbstzerstörerische Illusion sein. Genau das geschieht, wenn jemand deswegen nicht zum Arzt geht, weil er meint, die Wahrheit über seinen Zustand nicht ertragen zu können. Der größte Arzt ist Christus. Wann waren Sie bei Ihm? Ein Leben ohne Ihn ist eine lebensgefährliche Illusion. Gott hat dem Menschen Würde verliehen, damit er aufrechten Ganges Ihm in die Augen sehen kann. Aber eine Ansammlung von Menschen erinnert oft an eine Vogel-Strauß-Farm. Da stehen sie alle und stecken ihre Köpfe in den Sand, um nicht die ganze Wirklichkeit zu sehen, sondern irgendwelchen Träumen nachzusinnen.
Auch Wissenschaft kann Flucht sein; nämlich dann, wenn wir versuchen, die gesamte Wirklichkeit in unsere Denk-Kategorien einzuzwängen. Das gibt uns die Illusion, die Welt zu beherrschen. Die meisten Menschen möchten auch lieber die Bibel beherrschen, als sich von der Bibel beherrschen zu lassen. Gott schenke uns den Glaubensmut, Seine Wirklichkeit erfahren zu wollen!

– Wolfgang Z. gemeindechristitrier.de

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