Noch dreißig Minuten bis zum Start: Marathonläufer – so weit das Auge reicht. Obwohl ausnahmslos alle Schuhe, Socken, Hose und T-Shirt tagen, gibt es keine zwei, die gleich aussehen. Manche geben sich abgerissen. Andere erscheinen als durchgestylte Schönheiten. Jeder zahlt dafür, dass man ihn 42195 m laufen lässt. Ich auch. Und ich laufe zu meinem Vergnügen. Ich laufe 42195 m zu meinem Vergnügen! … Natürlich ist Laufen nicht alles. Ich habe viele Pläne. Z.B. möchte ich einem Grizzly in Alaska beim Lachsfischen zuschauen. Thomas will lieber die biblischen Schauplätze in Israel besuchen. Und beide wollen wir Korsika durchwandern. Von Norden nach Süden. Es wäre höchste Zeit, mich auf den Start zu konzentrieren. Ich hole meine Gedanken aus der Zukunft zurück. Aber sie machen sich wieder selbständig. Diesmal wandern sie in die Vergangenheit. Zu einem kleinen Mädchen mit Zöpfen. Sie war Papas Liebling. Und Muttis Liebling. Und Omamas Liebling. Nur ihre Brüder waren bitter enttäuscht gewesen über die Ankunft einer Schwester. Als man sie gefragt hatte, ob sie lieber ein Brüderchen oder ein Schwesterchen hätten, wünschten sie sich doch ausdrücklich einen Fußballspieler! Und dann war ein Mädchen gekommen! Es dauerte Jahre, bis aus diesem Winzling ein Spielgefährte wurde.
Natascha – ein ganz normales Leben?
Ich habe mir ab und zu die Birne voll gesoffen, Joints ausprobiert und Jungs gehabt. Hat alles riesig Spaß gemacht – und doch hatte es keinen Sinn. Ich tat es, weil es alle taten! Eines Tages erzählte mir meine beste Freundin, dass sie und ihr Bruder zusammen in der Bibel lesen und fragte mich, ob ich Lust hätte mitzumachen. Ich glaubte immer schon an Gott, obwohl meine Eltern nie was mit Gott zu tun hatten. Da kam das Bibellesen ganz gut.