Das für uns Menschen unfassbare Geheimnis der Menschwerdung Jesu.

Es gibt Dinge in der Welt, die zu wunderbar sind, als dass man sie erklären könnte. Ein Beispiel dafür ist der Orientierungssinn der Arktischen  Seeschwalbe. Wie findet sie ihren Weg über 12.000 Meilen übers Meer hinweg, von ihren Nistplätzen am Nordpol bis hin zu den Überwinterungsplätzen am Südpol? Ornithologen haben alle möglichen Tests unternommen, ohne eine Antwort zu finden. „Instinkt“ ist noch die beste Lösung, die sie anzubieten haben. Das ist zwar auch keine Erklärung, aber vielleicht eine Weise zu sagen, dass sie wirklich keine Ahnung haben. Ein Laysan-Albatros wurde einmal 3.200 Meilen von seinem Nest auf den Midway-Inseln entfernt freigelassen. In zehn Tagen war er wieder zu Hause. Diese Vogelzüge gehören zu den großen Geheimnissen des Schöpfers.
Als der Engel Gabriel zu Maria sagte:  „Du wirst schwanger werden und einen Sohn gebären“, hatte sie nur eine einfache Frage:  „Wie kann das sein, da ich keinen Mann erkenne?”
Die Antwort zeigt, dass es hier nicht um etwas Natürliches ging, sondern um etwas noch viel Geheimnisvolleres als es der Orientierungssinn der Zugvögel ist – etwas gänzlich Übernatürliches:
„Der Heilige Geist wird über dich kommen, und die Kraft des Höchsten wird dich überschatten …“(Lk 1,35). Das ging wirklich über alles Verstehen hinaus, und Maria schwieg. Nach der Erklärung des Übernatürlichen konnte und wollte sie nicht fragen. Sie war zufrieden mit der Antwort, die Gott ihr gab.
Die Wahrheiten im Hinblick auf die Menschwerdung Jesu liegen auch für uns jenseits allen Verstehens. Wer kann sich vorstellen, was sich wirklich damals im Leib dieser Jungfrau aus Nazareth abspielte und neun Monate später im Stall von Bethlehem!
Am Ende der Leidensgeschichte Hiobs schenkt Gott  ihm einen Einblick in das Geheimnis seiner Souveränität und Macht, anstatt seine Fragen nach dem Wieso und Warum zu beantworten. Als Hiob Gott in seiner Erhabenheit erkennt, da verachtet Hiob sich selbst:  „Darum hab ich unweise geredet, was mir zu hoch ist und ich nicht verstehe“ (Hi 42,3)
In einem seiner Wallfahrtslieder schreibt David:
„HERR! Mein Herz will nicht hoch hinaus, meine Augen sind nicht hochmütig. Ich gehe nicht mit Dingen um, die zu groß und zu wunderbar für mich sind. Habe ich meine Seele nicht beschwichtigt und beruhigt? Wie ein entwöhntes Kind bei seiner Mutter, wie ein entwöhntes Kind ist meine Seele in mir“ (Ps 131,1-2).
Ein tiefgründiges Beschäftigen mit geistlichen Dingen ist häufig ein vergebliches Unterfangen – stoßen wir doch schon beim Nachdenken über natürliche Dinge an unsere Grenzen. Doch bringen wir Gott mit ins Spiel – wie er zum Beispiel ein Gebet um Geld beantworten wird oder wie mein Schwiegersohn in Südkalifornien ein Haus für acht Personen finden kann (bei einem kleinen Pastoren-Gehalt), ist das Fragen und Nachdenken pure Energieverschwendung. Gott weiß doch, wie Er es machen kann.
Warum sollte ich mir dann den Kopf darüber zerbrechen, wenn ich die Sache doch in seiner Hand weiß? Wenn Gottes Wort uns sagt, „dass wir vorherbestimmt sind nach dem Vorsatz dessen, der alles wirkt nach dem Ratschluss seines Willens“ (Eph 1,11), dann können wir diese Tatsache allein im Glauben erfassen. Indem wir glauben, dass Gott genau das meint, was Er sagt, und indem wir aufgrund seines Wortes handeln (denn der Glaube erfordert immer auch unser Handeln), erfassen wir es, halten es fest, machen es uns zu Eigen. Wir können es nicht durch bloße Vernunft erfassen und etwa sagen: „Ich sehe nicht, wie der und der Umstand irgendetwas mit seinem göttlichen Plan zu tun haben kann.“
Warum sollten wir das ‚Wie‘ Gottes erkennen? Ist es nicht genug, dass uns gesagt wird, dass es so ist? Wir müssen es nicht sehen. Wir müssen nur glauben und auf der Grundlage seiner Zusagen weitergehen.
Maria akzeptierte es sofort, als der Engel ihr eine Antwort auf den Einwand ihrer Jungfräulichkeit gab, auch wenn sie den komplizierten und geheimnisvollen Vorgang, der in ihrem Körper stattfinden sollte, nicht verstand. Sie lieferte sich selbst Gott restlos aus – in tiefem Gottvertrauen und Gehorsam.
Verstehst du jetzt, was in dem unsichtbaren Bereich deines Lebens mit Gott vor sich geht? Siehst du, in welchem Verhältnis die sichtbaren Dinge zum verborgenen Plan Gottes und seinen Absichten stehen? Sehr wahrscheinlich tust du das nicht. Addison Leitch pflegte zu sagen: „Man kann das Unausforschliche nicht aufschrauben.“
Aber man sieht vielleicht irgendetwas, vielleicht nur eine Kleinigkeit, die Gott von uns erwartet.
„Denn dieses Gebot, das ich dir heute gebiete, ist nicht zu wunderbar (wörtl. geheimnisvoll) für dich und ist dir nicht zu fern. Es ist nicht im Himmel, dass du sagen müsstest: Wer wird für uns in den Himmel hinaufsteigen und es uns holen und es uns hören lassen, dass wir es tun? Und es ist nicht jenseits des Meeres, dass du sagen müsstest: Wer wird für uns auf die andere Seite des Meeres hinüberfahren und es uns holenund es uns hören lassen, dass wir es tun? Sondern ganz nahe ist dir das Wort, in deinem Mund und in deinem Herzen, um es zu tun“ (5Mo 30,11-14).
Lass es dir genügen – wie es Maria genügte – zu wissen, dass Gott alles kennt und weiß. Wenn die Zeit zum Handeln gekommen ist, dann tue, was zu tun ist. Wenn es Zeit zum Schlafengehen ist, dann ruhe im Vertrauen auf Ihn. Überlass dem Herrn des Universums das Sorgen, „denn er ist besorgt um euch“ (1Petr 5,7).

The Elisabeth Elliot Newsletter, Nov/Dez 1988.

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