Unruhe am Golf von Bengalen. In Birma oder heute
offiziell Myanmar versucht eine Militärjunta, einen
Volksaufstand niederzuhalten. Die Proteste gegen das
Regime waren bisher friedlich, der Staat hat aber nach
anfänglicher Zurückhaltung mit Gewalt reagiert.
Mehrere Demonstranten sind ums Leben gekommen.
Vorherrschende Religion in Birma ist der
Theravâra-Buddhismus, in dem das Mönchswesen
dominiert. Die Lage bei dem Aufstand war verwickelt,
weil sich zahlreiche der rotgekleideten Mönche an die
Spitze der Bewegung stellten. Die Militärs scheuten
sich lange, gegen sie gewaltsam vorzugehen, weil sie
im Volk hoch angesehen sind. Als die Polizei dann doch
auch Mönche verprügelte und auf sie schoss, war die
Empörung im Volk groß.
Birma liegt in Südostasien zwischen Indien, China und
Indonesien und hat eine sehr wechselvolle Geschichte
hinter sich. Der Vielvölkerstaat hatte einen eigenen
König, bis er im 19. Jahrhundert als Teil
Britisch-Indiens eine Kolonie wurde. Im Zweiten
Weltkrieg brachte ihn Japan kurzzeitig unter seine
Kontrolle. 1948 entließ ihn Großbritannien in die
Unabhängigkeit. Seitdem bekämpfen sich die
verschiedenen Ethnien erbittert. Seit 1962 haben sich
mehrere Militärregierungen abgelöst und den
Sozialismus ausgerufen. Der gegenwärtige Diktator ist
General Than Shwe. Laut Menschenrechtsorganisationen
gibt es in Birma Zwangsarbeit, Zwangsumsiedelungen,
Folter und den Einsatz von Kindersoldaten.
Nach rund 45 Jahren Militärherrschaft hat sich in
Birma ein dichter Filz zwischen Wirtschaft und dem
Militärregime gebildet. Durch Vetternwirtschaft und
Korruption haben sich die Generäle in unvorstellbarer
Weise bereichert. Than Shwes Tochter soll im
vergangenen November bei ihrer Hochzeit Geschenke im
Wert von 50 Millionen Dollar erhalten haben. Ihre
Hochzeitsfeier soll dreimal soviel gekostet haben, wie
pro Jahr ins staatliche Gesundheitssystem gesteckt
wird.
Die Bevölkerung ist auf Grund der Jahre langen
Misswirtschaft sehr arm. Das Bruttosozialprodukt liegt
bei nur etwa 600 Euro pro Kopf. Die Inflation liegt
bei fast 50 Prozent jährlich. Nach der Unabhängigkeit
galt Birma zunächst als Hoffnungsträger in Asien, weil
das Land reich an natürlichen Ressourcen, vor allem
Kupfer und Edelsteine, ist und es eine vorbildliche
Arbeitsethik gab. Heute können viele nur noch vom
Opiumanbau leben. Die desolate Wirtschaftslage ist
auch der Grund für den Volksaufstand.
Im Jahr 1813 kamen erstmals christliche Missionare ins
Land. Es waren amerikanische Baptisten. Sie schafften
es, dass sich mehrere birmesische Stämme zum
Christentum bekehrten. 1966 wurden 375 Missionare von
den Militärherrschern des Landes verwiesen. Neue
durften nicht mehr einreisen. Seitdem haben die
Christen im Land keinen Kontakt zur Außenwelt mehr.
Birma ist selbst international isoliert. Mächtiger
Verbündeter des Landes ist allerdings China. Peking
hat kürzlich eine Verurteilung Birmas durch den
UN-Sicherheitsrat wegen Menschenrechtsverletzungen
verhindert. Auch Indien ist an einer engeren
Zusammenarbeit mit Birma interessiert.
Andreas A.